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“Solaris”

Zentrum für effiziente Hochtemperatur-Stoffumwandlung
TU Bergakademie Freiberg
(beauftragt, in Bearbeitung)
2020

Solaris Licht und Bewegung sind fundamentale Bestandteile unserer Erde und damit Gegenstand der Wissenschaft. Das Licht zum bildnerischen Medium zu machen - dieser Gedanke ist Ausgangspunkt des künstlerischen Entwurfs „Solaris“ für den Neubau des Zentrums für effiziente Hochtemperatur-Stoffumwandlung TU Bergakademie Freiberg.

Was sehen wir? Goldene Lichtreflexe bedecken die Wände des Foyers. Von einer großflächigen goldschimmernden und partiell hell strahlenden Wand wird der Besucher des Forschungsbaus empfangen. An deren gold verspiegelten Oberfläche einer vielfach gebrochenen Reliefstruktur wird ein Lichtstrahl reflektiert. In der Brechung des Lichtstrahls entstehen unzählige Reflexionen. Woher kommt das Licht? Folgt der Blick des Betrachters dem Lichtschein, wird er schnell gewahr, dass dieses Licht im Lichtschacht des Treppenhauses eingefangen und über mehrere Spiegel durch das Treppenhaus ins Foyer geleitet wird. In der Tat ist es das Sonnenlicht, welches gebündelt ins Innere übertragen wird. Der so gerichtete Lichtstrahl teilt sich prismenartig auf der fragmentarisch gebrochenen Metalltextur.

Ausgehend vom Erbe des Ortes Freiberg mit seiner Erzbergbaugeschichte, der Gewinnung von Edel- und Buntmetallen und deren Verhüttung, hat die Weiterentwicklung der Technologie folgerichtig zur Idee des Forschungsneubaus der TU Bergakademie Freiberg geführt. In deren Laboren kumuliert das Wissen um die chemische und physikalische Analytik der Werkstoffe in der Hochtemperatur Stoffumwandlung (ZeHS). Hier versuchen Wissenschaftler heutige Fragenstellungen der Energieumwandlung aus dem Blickwinkel des Umweltschutzes und der Verantwortung für den Planeten mit neuem Ideen und Techniken zu beantworten.

Die Arbeit „Solaris“ kann als Abbild des Prozesses dieser Grundlagenforschung angesehen werden. Im Versuchslabor werden mit Hilfe von Solarenergie chemische Prozesse im Bereich der Hochtemperatur in Gang gesetzt. Die Kunst stellt hier eine Analogie dazu her: Sie benutzt das Licht als Sinnbild und Symbol für Erkenntnisgewinn. Dieses wird von Außen ins Innere geholt. Gleich einem Lichtmikroskop bringt die Kunst den Kern des Gebäudes zum Leuchten und folgt so den Grundgedanken der Alchemie: die Untersuchung der Umwandelbarkeit (Transmutation) von Elementen, in diesem Fall von Metallen.

Wie alchimistisches Gold, durch das Licht energetisch aktiviert und gebrochen in der Oberfläche, zeigt das Edelstahlrelief eine abstrahierte Übersetzung der mikroskopischen Aufnahme seiner selbst: Ein kristallines Gefüge aus dem Blickwinkel der Metallographie. Übersetzt ist hier ausschnitthaft die Struktur eines austenitischen Gefüges der Edelstahllegierung Cr Ni 17 12 in 5000facher Vergrößerung.Trifft das Licht auf diese Relief lassen die tausendfachen Reflexionen den Raum in einem auratischen Licht erstrahlen. Es entstehen neue Licht-Bezugspunkte, welche in ihrer Modulation den Raum neu definieren.

In Erinnerung an die Kunst des „ZERO“ ruft das sich kontinuierlich verändernde Licht zwischen sonnigem und wolkenbedecktem Himmel, ein lebendig komplexes Gefüge von sich überlagernden, prismatischen Spiegelungen hervor. Das Licht gestaltet den Raum, so dass dieser mit den sich in der Wandoberfläche spiegelnden Menschen und der Umgebung zu einer nahezu immateriellen Konsistenz verschmelzen. Fehlt das Licht von Außen, ist der Betrachter gefordert. Je nach seinem Standpunkt wandeln sich die Reflexionen im Relief. Ein immer neues Gefüge baut sich auf. Dieses wechselnde Erscheinung sensibilisiert einerseits den Betrachter und motiviert ihn zur Selbstreflexion, andererseits lenkt es dessen Aufmerksamkeit auf das Phänomen und die Kraft der Sonne in einer modellhaften Situation. Der Neubau erfüllt somit auf ästhetische Weise die Erwartung an ihn als einen Raum der Erfahrung und des Denkens.